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Eigentlich bereiten sich die orthodoxen Griechen in diesen Tagen darauf vor, das Leiden des „Herrn Jesus Christus" in den Kirchen und mit Gesängen „wiederaufleben zu lassen", seinen Opfertod zu ehren und seine Auferstehung zu feiern. Der Höhepunkt dieser Feiern findet um Mitternacht vor Ostersonntag statt, wenn tausende Gläubige sich in und vor den Kirchen versammeln. Sogar diejenigen, die der Kirche nicht nahe stehen, feiern den Frühling und die Wiedergeburt der Natur, die zeitlich mit Ostern zusammenfallen. Ostern ist ein Fest, das für Griechenland eine ganz besondere Bedeutung hat und mit Ausflügen aufs Land, auf die Inseln und in die Dörfer verbunden wird. Es stellt das wichtigste und höchste Fest des Christentums dar, und wird in Griechenland traditionell mit alten Bräuchen und großen Versammlungen am Ostertisch gefeiert.
Obwohl aufgrund der Reisebeschränkungen viele Menschen an diesem Osterfest nicht in die Natur fahren werden, gibt es zahlreiche Bräuche, die trotz der aktuell geltenden restriktiven Maßnahmen eingehalten werden können. So werden der traditionelle Osterzopf, die rotgefärbten Eier, aber auch das Lamm im Ofen - und nicht am Spieß - diesmal wieder ihre feierliche Verwendung finden. Zwar nicht auf dem Land oder mit Freunden und Familie im Freien, sondern in den eigenen vier Wänden, im kleinen Kreise, zu Hause.
Die sehr strengen Maßnahmen, die in Griechenland gelten, um die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen - weitaus strenger als in Deutschland - erwiesen sich bisher als erfolgreich, da Griechenland zu den Ländern mit den wenigsten Opfern gehört. Diese Maßnahmen werden an Ostern nun noch strenger umgesetzt. So werden an den Mautstellen landesweit Kontrollstellen der griechischen Polizei eingerichtet. Dasselbe gilt für Flughäfen, Häfen und Bahnhöfe. Nur diejenigen Personen, die beweisen können, dass sie sich zu ihrem festen Wohnsitz, dem sogenannten Basisziel, hinbewegen, dürfen unterwegs sein. Auch die sonst so sehnsüchtig erwarteten Familienbesuche sind dieses Jahr „verboten", da der zwecklose Personenverkehr innerhalb der Stadt sanktioniert ist. Diejenigen, die sich nicht an die Vorschriften halten, müssen mit hohen Bußgeldern rechnen. Jedoch werden bis jetzt die Regeln von der griechischen Bevölkerung, bis auf einige wenige Ausnahmen, mit großer Disziplin eingehalten. Gottesdienste werden hinter verschlossenen Türen abgehalten und jeder, der sich trotzdem daran beteiligt, wird strafrechtlich verfolgt. Die Heilige Synode begrüßt schließlich die Sicherheitsmaßnahmen trotz der „Annullierung" des diesjährigen Osterfestes und rät den Gläubigen dazu, diese zu befolgen.
Zum ersten Mal in der Geschichte erleben die Griechen die „Leiden des Herrn Jesus Christus" in der Karwoche online. Dies erleichtert den Übergang in die neue Situation, die sie zukünftig erwartet. Das diesjährige Osterfest wird allen Griechen aller Generationen in Erinnerung bleiben. Mit großer Geduld, unter Einhaltung der Schutzmaßnahmen, wird das Osterfest in Stille und Bescheidenheit gefeiert, damit bei der nächsten Familienfeier niemand fehlen wird.